UMGEHUNG Stadtrat lehnt alle Trassen ab, die das Zentrum weiter belasten / VG-Chef wirbt für Konsens

Eine klare Absage erteilten die Mitglieder des Stadtrates den möglichen Trassenvarianten im Zuge der Überlegungen einer B 420-Umgehung, die, so die Ratsmehrheit, den innerörtlichen Bereich weiterhin deutlich belasten würden. So erhielten nur ein Teilbereich der vorgelegten Machbarkeitsstudie und die „Variante eins“, die den Verkehr weiträumig um Rommersheim, Sulzheim und Wörrstadt herumführt, ein klares Votum. Die vier weiteren Varianten wurden als ungeeignet eingestuft.

Zuvor bereits hatte der Ortsbeirat in Rommersheim ebenfalls zwei der fünf Trassenvorschläge abgelehnt. Vor allem die Verkehrsentlastung aller drei Gemeinden sowie wirtschaftliche und geologische Gesichtspunkte seien, so Stadtbürgermeister Ingo Kleinfelder (SPD), ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen. Ganz anders hingegen die Sicht der Grünen-Fraktion. „Wir werden uns in der Beschlussfassung enthalten. Keine der vorgelegten Varianten bringt so wenige Nachteile mit sich, dass wir sie unterstützen könnten.“ Es handele sich bei allen nur um eine Verlagerung der Belastung, die starke Eingriffe in die Natur mit sich bringe. „Wir schlagen bauliche und administrative Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung vor, die Wörrstadt entlasten sollen - und das unverzüglich“, waren sich Fraktionssprecher Wolfgang Gfrörer und Gisbert Hähn einig. Eine große Umgehung sei sehr wichtig für Wörrstadt, ebenso wie die Integration des Vorhabens in den Bundesverkehrswegeplan. „Im Zuge einer möglichen Abstufung der Straßen nach einem Bau haben wir viel mehr Möglichkeiten für diese Maßnahmen“, kommentierte der Stadtchef das Votum der Grünen.

Die von SPD-Fraktion und Verwaltung eingebrachten Aspekte der Wirtschaftlichkeit rückten jedoch für die CDU in den Hintergrund. „Es sind die Auswirkungen auf Umwelt, Natur, Landwirtschaft, Naherholung oder Tourismus, die im Sinne der Nachhaltigkeit die größten Defizite der Variante eins darstellen. Daher ist für uns die Variante vier das Gebot der Stunde. Sulzheim hat sich auch für die Varianten vier oder fünf entschieden. Ohne Einigung gibt es auch keine Straße“, forderte CDU-Fraktionssprecher Helmut Eberle, in Übereinstimmung mit der Haltung der VG-Spitze, Konsens. „Nach 30 Jahren Diskussion um diese Umgehung brauchen wir einen neuen Weg“, warb VG-Chef Markus Conrad für Einigkeit in Sulzheim, Saulheim und Wörrstadt. Man müsse aus den tausenden Anfragen an das Bundesverkehrsministerium herausstechen. Daher sei es zur Verknüpfung der Machbarkeitsstudie mit rein technischen und wissenschaftlichen Fakten und dem Agenda-Prozess gekommen, um mit der Einbeziehung aller Beteiligten ein Alleinstellungsmerkmal zu erreichen.

Dabei seien, so Conrad, neben den Bürgern alle Fachbehörden, Vertreter aller drei Gemeinderäte und Vertreter der VG-Ratsfraktionen involviert gewesen. Vor allem in der Einbeziehung von Aspekten wie Umwelt und Natur durch die Studie im Rahmen des Agenda21-Prozesses sah die Stadtspitze die verkehrliche Situation in den Hintergrund geschoben. „Oder wir müssen erklären, wieso wir eine Straße und immer noch so viel Lärm haben. Einigkeit geht nicht, wenn andere Gemeinden immer nur an sich selbst denken“, konterte der Stadtchef mit Unterstützung seines Ersten Beigeordneten Gerhard Seebald und Elisabeth Leitschuh von der FWG, die ebenfalls die erste Variante favorisierte.

Quelle:
Christopher Mühleck (2011): Wörrstadt will keine Umgehung, die den Stadtkern belastet, http://www.allgemeine-zeitung.de/region/alzey/vg-woerrstadt/woerrstadt/11454018.htm