KOMMUNALPOLITIK Wahlkampf nach Mauerfall schönste Zeit für langjährigen CDU-Beigeordneten Otto Krämer

Die Mauer war gerade gefallen, da machten sich CDU-Mitglieder aus dem Landkreis Alzey-Worms auf in Richtung Osten. Vor den ersten freien, demokratischen Wahlen zur DDR-Volkskammer im März 1990 rührten die Christdemokraten aus dem Westen kräftig die Werbetrommel für die Partei Helmut Kohls. „Ich war damals dabei, als wir nach Thüringen fuhren, und ich muss sagen, der Wahlkampf in den neuen Bundesländern war die schönste Zeit, die ich als Parteimitglied erlebt habe“, berichtet Otto Krämer (77). Das kommunalpolitische Urgestein hat nun, nach jahrzehntelanger Tätigkeit im Gemeinde- und Stadtrat, sein Mandat niedergelegt.

Seit 1969 im Rat aktiv

Nachfolger im Wörrstädter Stadtrat ist Bernd Neumann. „Aber im Grünausschuss bleibe ich weiterhin“, beteuert Krämer, der bei der Kommunalwahl 2009 vom Listenplatz 10 auf Platz 5 nach vorne gewählt worden war. Er ging noch einmal für die CDU in den Stadtrat, obwohl er sich eigentlich in den wohlverdienten Ruhestand hatte verabschieden wollen. „Die guten Ergebnisse, die die Wähler mir bis 2009 gaben, waren für mich ein Ansporn“, unterstreicht Otto Krämer.

Bernd Neumann habe nun Gelegenheit, sich einzuarbeiten, bevor 2014 die nächste Kommunalwahl anstehe, sagt Krämer, der über einen reichen Erfahrungsschatz verfügt, saß er doch seit 1969 im Kommunalparlament.

Das Auto beluden er und seine Mitstreiter seinerzeit, 1990, mit Werbeprospekten und Wein; „unter anderem standen wir mal in Wasungen in der Bannmeile vorm Rathaus und verteilten CDU-Werbung“, schmunzelt Krämer heute noch. „Da erschien gleich einer von der PDS und wies uns darauf hin, dass das nicht rechtens sei“, ergänzt er. Einmal habe er bis nachts um zwei Uhr Wahlkampf gemacht, „denn die Leute kamen und fragten uns aus, wie das Leben im Westen so ist“. Junge, ausreisewillige DDR-Bürger wollten von ihm wissen, ob genug Arbeit und freie Wohnungen im Rhein-Main-Gebiet vorhanden seien. „Die Wiedervereinigung war ja stets das Ziel von Helmut Kohl gewesen, das hat er auch in seiner Regierungserklärung 1969 hier als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident gesagt“, hält Krämer fest. Es tue ihm weh, dass der „Kanzler der Einheit“ sogar von vielen Parteikollegen mit Dreck beworfen worden sei. Die Autobiografie Kohls hat er gelesen, viele Bücher zur Zeitgeschichte und Politik zudem.

Einsatz für ein schöneres Ortsbild

In der Politik vor Ort war es immer das Ziel Krämers, „etwas zu bewegen“, wie er beteuert. Als er 1977 Erster Beigeordneter der Gemeinde war, initiierte er den Schmiedbrunnen mit. Er setzte sich mit der CDU und seiner später gegründeten Vereinigung „Bürger für Wörrstadt“, der er zugunsten der CDU wieder den Rücken kehrte, für ein schöneres Ortsbild ein. Neben der Politik und seinem Geschäft als selbstständiger Raumausstattermeister war der Sport seine große Leidenschaft. Bei der Leichtathletik lernte er auch seine spätere Frau Margot kennen, 1951 war das. Geheiratet wurde 1956, aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, die leider beide verstorben sind.

Noch heute joggt Otto Krämer durch die Weinberge, „ich bin jetzt seit 60 Jahren Langstreckler, warum soll ich das aufgeben“, meint er. Auf fünf Kilometer kommt er, und bei Wettkämpfen ist er ebenso anzutreffen. Ehrennadeln des Leichtathletikverbandes, der TuS, der Handwerkskammer, des Landes hat er zuhauf. Aber darauf kommt es ihm gar nicht so sehr an. Vielmehr freut er sich noch heute darüber, dass er auch andere begeistern konnte für eine Sache. Die Leichtathletikabteilung der TuS leitete er zwölf Jahre lang, „bis zu 100 Sportler fuhren damals mit einem Omnibus zu den Wettkämpfen“.

 

Quelle:
Kathrin Damwitz (2011): „Etwas zu bewegen“ ist Triebfeder, http://www.allgemeine-zeitung.de/region/alzey/vg-woerrstadt/woerrstadt/10381102.htm