FLUGLÄRM Wörrstädter begrüßen Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes

Seit Dienstag gibt es zumindest kleine Hoffnungen, dass es über Wörrstädter Dächern wie auch an anderen Stellen in Rheinhessen wieder ruhiger werden könnte - zumindest nachts. Denn nachdem der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel - zumindest vorerst - die Nachtflüge von und zum Frankfurter Flughafen stoppte, dürfen die durchschnittlich vorgesehenen 17 Starts und Landungen zwischen 23 Uhr und 5 Uhr nicht stattfinden. Das Verbot gilt zwar nur bis zu einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, doch haben die Klagen mehrerer Anwohner so zumindest aufschiebende Wirkung erzielt. Interessiert aufgenommen wurde die Nachricht auch in Wörrstadt, wo seit der Neuregelung der Flugrouten der Lärmpegel spürbar erhöht ist (wir berichteten).

Skepsis gegenüber Gerichtsentscheidung

Draußen auf der Terrasse telefonieren? Nachts bei offenem Fenster schlafen? Fehlanzeige, sagt Jürgen Bayer. Der Wörrstädter freut sich zwar über die überraschende Nachricht aus Kassel, bleibt aber skeptisch ob der Entscheidung, die noch vom Bundesgerichtshof aussteht. „Ich hab da kein gutes Gefühl und befürchte, dass das Verbot wieder gekippt wird, dabei wäre es zumindest mal die halbe Miete“, sagt der Wörrstädter. Zudem befürchtet Bayer, dass in Zukunft der Flughafen weiter erweitert werden könnte - mit entsprechenden Folgen für die Menschen im Rhein-Main-Gebiet.

Weitere Maßnahmen und Änderungen fordert denn auch der Wörrstädter Stadtbürgermeister Ingo Kleinfelder, der im momentanen Verbot der Nachtflüge zwar einen Schritt in die richtige Richtung sieht, aber vor allem auch die Lärmbelastung am Tag als großes Problem für seine Stadt sieht: „Wir haben hier tagsüber ein sehr großes Aufkommen an Flugzeugen, die mit entsprechender Geräuschkulisse über Wörrstadt fliegen. Die Änderung der Flugrouten hat das Lärmproblem von anderen Gebieten hierher verlagert, das kann keine Lösung sein. Es muss anders dafür gesorgt werden, dass die Lärmbelastung kleiner wird, die Maschinen müssten etwa höher fliegen“, fordert der Stadtchef.

Unterstützung findet er dabei bei Markus Conrad, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wörrstadt. Der freut sich zwar ebenfalls über die Nachricht aus Kassel, sieht aber auch weiteren Handlungsbedarf. „Dass durch so ein Vebrot, so es denn auch vor dem Bundesverwaltungsgericht Bestand haben sollte, die Nachtruhe gewährleistet wäre, ist natürlich gut. Aber uns geht es um eine gerechte Verteilung der Belastung auch am Tag. Natürlich profitieren wir alle vom Flughafen, aber hier muss etwas getan werden, damit die Belastung nicht allein auf einer Region liegt“, fordert Conrad. Die Verbandsgemeinde hatte eine Unterschriftenliste ausgelegt, um gegen die Routenverschiebung vorzugehen. Mittlerweile haben rund 2 000 Bürger unterschrieben.

 

Quelle:
Anita Pleic (2011): Hoffnung auf ungestörte Nachtruhe, http://www.allgemeine-zeitung.de/region/alzey/vg-woerrstadt/woerrstadt/11251256.htm